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Eine gekürzte und überarbeitete Fassung dieses Essays erschien in der Jungle World 05/2020 unter dem Titel Silones Warnung.

Ignazio Silone, bürgerlich Secondino Tranquilli, wird gerne zitiert. Das ist bei Schriftstellern nicht unüblich – wer sich dazu berufen fühlt, einem Lesepublikum möglichst schmissige Sätze zu drechseln kann kaum verhindern, dass dabei auch zitierfähiges Material abfällt. Allerdings, und das ist dann wiederum das Besondere, könnte man in Deutschland leicht den Eindruck gewinnen, dass Silone Zeit seines Lebens nicht viel mehr von sich gegeben hat als eine kleine Sentenz, die, vermeintlich, den üblen Charakter des Antifaschisten entlarvt:

In Umlauf gebracht wird das Zitat regelmäßig und immer wieder mit Bezug auf einen vermeintlichen “Linksfaschismus”, dort, wo mit “Nazimethoden” gegen “unliebsame politische Positionen” vorgegangen wird, dort, wo sich Menschen mundtot gemacht fühlen, einer ungerechtfertigten Kritik ausgesetzt, von der “Nazikeule” bedroht sehen. Mal wird ein AfD-Wahlkampfstand umgeworfen, mal Gauland die Hose gestohlen oder die Bewirtung verweigert, mal geht es um Handfesteres, imaginäre Kanthölzer etwa. Ob, wann und inwiefern das gerechtfertigt oder geboten sein mag, darüber streiten wir ein andermal, darum soll es hier und jetzt nicht gehen.

Wenn man es nicht besser wüsste, man könnte das fast für authentischen Antifaschismus halten.

Wenn Silone zitiert wird, dann um ihn, immerhin Kommunist, immerhin linker Intelektueller, Schriftsteller, Renegat, einen, der es wissen muss, als Kronzeugen anzurufen dafür, dass hinter dem Antifaschismus nichts anderes steckt als der Faschismus höchstselbst – das “Anti” ist nur seine Verkleidung. “Klar”, denkt sich da einer, “mir ist ein Radikalinski wie der andere, der Silone wird schon wissen, was er sagt.” “Hier steht es schwarz auf weiß”, denkt sich ein anderer, “wer von sich behauptet, Antifaschist zu sein, ist eigentlich Faschist.” Klaro passt das Zitat prima in die politische Landschaft, wo Begriffe so lange umgebogen werden, bis sie alles und nichts bedeuten. Wer sich dem Faschismusvorwurf ausgesetzt sieht, tut gut daran, den Ball zurückzuspielen – der Begriff selbst ist glücklicherweise komplex genug, um ein paar Ballwechsel mitzumachen, im Anschluss aber leider für nichts mehr zu gebrauchen. Dass die neue Rechte, nazibekeulte Mitglieder der sog. “Deutschen Mitte”, vermeintliche Antiextremisten, Hufeisentheoretiker und Alternativen für Deutschland davon regen gebrauch machen, leuchtet ein. Nur: Die politische Lage sieht in Italien nicht besser aus. Warum liest man dort nichts vom wiederkehrenden Faschismus-Antifaschismus? Eine (nicht repräsentative, denn Facebook ist für solche Zwecke wirklich nicht geeignet) Zählung der Facebook-Posts, in denen Ignazio Silone erwähnt wird, ergibt 75 italienische Posts, 13 in deutscher Sprache und sieben sonstige (englisch, französisch, etc.). 12 der 13 deutschsprachigen Posts geben das genannte Zitat wieder. In italienischsprachigen Posts hingegen taucht es genauso wenig auf wie in den übrigen Sprachen. Auf Twitter ein ähnliches Bild: Unter den ersten 50 Treffern (Suchbegriff: “Ignazio Silone”) finden sich neun italienische Posts, 38 deutsche und drei sonstige. Das Faschismuszitat taucht in 30 der 38 deutschen Posts auf, in zwei weiteren wird es persifliert. In den nicht-deutschsprachigen Beiträgen hingegen sucht man es auch hier vergebens. Der deutschsprachige Wikipediaeintrag zu Ignazio Silone hat einen eigenen – wenn auch wenig informativen – Abschnitt zum “Antifaschismus-Zitat”, im wesentlich umfangreicheren italienischen Eintrag findet man zwar eine Fülle biographischer Informationen, nichts aber hierzu. Wie kommt’s?

Gehen wir an die Quelle des Zitats. Die ist zunächst einmal nicht Silone selbst, sondern sein Freund aus Schweizer Tagen, François Bondy. In dessen 1988 veröffentlichten Bändchen Pfade der Neugier: Porträts schreibt Bondy über eine Begegnung mit Silone als einem der Porträtierten:

Ich traf Silone in Genf am Tag, an dem er aus dem Exil nach Italien zurückkehrte, und plötzlich sagte er: »Wenn der Faschismus wiederkehrt, wird er nicht sagen:
Ich bin der Faschismus‘. Nein, er wird sagen: ‚Ich bin der Antifaschismus.‘«

Viele Jahre später, als »Antifaschismus« in der Tat instrumentalisiert wurde und zu einem Slogan herunterkam, verstand ich, daß dieses kaustische Aperçu prophetisch war.“1

Soweit bekannt ist dies die einzige Quelle, andere Belege sind nicht aufzutreiben. Damit wäre dann zumindest schon einmal die Frage geklärt, warum es so exklusiv durch den deutschsprachigen politischen Diskurs geistert: Pfade der Neugier wurde, soweit sich das ermitteln ließ, außerhalb des deutschsprachigen Raumes nicht veröffentlicht, das Zitat aus zweiter Hand liegt also lediglich auf Deutsch vor. Schauen wir uns die Quelle genauer an, so fällt zunächst einmal der extrem dünne Kontext auf, in dem Bondy Silone zitiert. Voraus geht der oben zitierten Textstelle eine kursorische Schilderung wichtiger Stationen im Leben Silones und, direkter, eine Charakterisierung des selben als eines Menschen, der gerne und viel schwieg, um dann, unerwartet, profunde Einsichten kund zu tun – wofür das Zitat als Beleg dienen soll. Damit endet das Kapitel über Silone.

Ach herrje…

Das alles ist natürlich, quellenkritisch betrachtet, nicht ideal, woraus manche bereits den Schluss ziehen zu dürfen meinen, Silone habe diese Aussage nie getan.2 So einfach wollen wir es uns aber nicht machen, denn es sprechen ebenso gute Gründe für eine Authentizität des Zitats: Bondy und Silone waren befreundet, beide brachen mit dem Stalinismus – Silone trat 1931 aus der KP aus, Bondy kehrte der Partei anlässlich des Hitler-Stalin-Paktes den Rücken3 – blieben aber Sozialisten und arbeiteten aus dem Exil gegen den italienischen Faschismus und den Nationalsozialismus. Bondy schrieb über die deutschen Vernichtungslager in Polen,4 Silone über den Aufstieg Mussolinis.

Und: Silone selbst zitiert in seiner Geschichte des italienischen Faschismus (dazu später mehr) den Schriftsteller, Philosophen und Parlamentsabgeordneten Francesco de Sanctis mit einer sehr ähnlichen Aussage, ja mit der selben subjektivierenden Phrase fast in dem Wortlaut, wie wir sie in der ihm zugeschriebenen Sentenz wiederfinden: „Die Reaktion zeigt nicht ihr wahres Gesicht, und wenn die Reaktion zum erstenmal kommt und uns besucht, sagt sie nicht: ich bin die Reaktion.5 Mag sein, dass Bondy sich die beiden Sätze zum wiederkehrenden Faschismus ausgedacht und seinem Freund posthum untergejubelt hat. Mag sein, dass Silone etwas anderes gesagt hat, en détail oder völlig verschieden, und Bondy sich daran vierzig Jahre später (Silone kehrte 1944 aus dem Schweizer Exil nach Italien zurück) nur unzulänglich erinnern konnte. François Bondy starb 2003, Silone bereits 1978, wir können beide nicht mehr fragen. Das Zitat steht da, es lässt sich nicht wegzaubern – auch wenn einige das gerne sehen würden – gehen wir also davon aus, dass es authentisch ist.

Da wird die Rede- und Meinungsfreiheit gestrichen, und keiner merkt was.

Die geradezu inflationäre Verwendung des Zitats erklärt sich, wie eingangs bereits gesagt, durch seine vermeintlichen Entlarvung des Antifaschismus. Dass diese Interpretation Mumpitz ist, ergibt sich schon aus dem Wortlaut, wir müssen das aufmerksamen Lesern nicht erklären. Trotzdem mutet es seltsam an, dass Ignazio Silone sich dergestalt geäußert haben soll. Vor welchem Faschismus warnt er uns? Welcher Faschismus soll das sein, der da kommen und sich als sein Gegenstück ausgeben wird, wo doch der Krieg gegen den offenen, originalen Faschismus noch nicht abgeschlossen ist, aber alles danach aussieht, dass er unterliegen muss? Bondy – und wir lassen die Frage offen, wer hier eigentlich durch wen spricht – hält diese Worte für prophetisch. Doch was prophezeien sie uns? Oder – und auch das ist eine Option, das kommt ja nun nicht gerade selten vor – werfen Silone und Bondy hier gedankenlos mit dem Begriff „Faschismus“ um sich und tragen so zu nichts anderem als seiner Abnutzung bei?

Ignazio Silone – Kommunist, Literat, Polizeispitzel, Antifaschist

Silones Biographie zeichnet das Bild eines Menschen, für den es nur natürlich war, sich gegen die Mächtigen aufzulehnen und den Schwachen und Unterdrückten beizustehen; und der darüber hinaus sehr gute, sehr persönliche Gründe hatte, den Faschismus zu hassen. 1900 als Sohn armer Bauern in den Abruzzen geboren wird er mit 18 Jahren Mitglied der Sozialistischen Jugend, 1921 spielt er eine Rolle in der Spaltung der Sozialisten und der anschließenden Gründung der Kommunistischen Partei (KPI). 1922 wird er in Trient von einem Faschisten mit einem Messer verletzt. Nach dem Marsch auf Rom und der Machtübernahme Mussolinis wird Silone festgenommen, kommt wieder frei und arbeitet weiter im Untergrund, reist mit falschen Papieren zunächst nach Berlin, dann nach Katalonien. Dort wird er erneut verhaftet, entgeht durch Flucht der Auslieferung nach Italien und landet in Paris, wo er 1925 erneut festgenommen und schließlich doch nach Italien abgeschoben wird. Wieder im Untergrund betätigt er sich in der Presse- und Propagandaarbeit, wird Mitglied des Politbüros und ist schließlich 1927 gezwungen, sich in die Schweiz abzusetzen. 1928 wird Romolo Tranquilli, Silones Bruder und letztes noch lebendes Familienmitglied, verhaftet, ihm wird die Beteiligung an einem Attentat vorgeworfen. Der Vorwurf ist konstruiert, Romolo unschuldig, doch das verhindert nicht, dass er wegen regierungsfeindlicher Aktivitäten und dem Versuch, illegal das Land zu verlassen zu 12 Jahren Gefängnis verurteilt wird. Aufgrund von Misshandlungen und schlechten Haftbedingungen erkrankt er an Tuberkulose, der er vier Jahre später erliegt.6

Antifa provoziert.

Auch in Silones literarischen Werken ist der Faschismus stets präsent, sei es explizit als Gegenstand der Analyse in Der Fascismus: Seine Entstehung und seine Entwicklung oder als Widersacher und Bedrohung seiner wiederkehrenden Romanfigur Pietro Spina, die Züge und Lebensumstände mit Silone teilt, ohne dabei Selbstporträt des Autors zu sein. Der öffentliche, politische Silone bleibt sich, genauso wie der literarische, trotz aller Brüche, Verwerfungen und Widersprüche, Such- Rückzugs- und Umkehrbewegungen, die seine Biographie durchziehen und auf deren Schilderung wir hier größtenteils verzichten müssen, in einem Punkt stets treu: Seinem entschiedenen Antifaschismus.

Und der private? Wir kommen nicht umhin, uns mit einem Umstand auseinander zu setzen, der Silone wohlgesonnene Biographen in Verlegenheit bringt,7 und dass ist seine Beziehung zum Polizeiinspektor Guido Bellone, dem Silone immer wieder Informationen über Interna der Kommunistischen Partei zuspielte, und das auch noch nach der Machtergreifung der Faschisten. Erst 1930 gelingt es ihm, nach mehreren Versuchen, die Spitzeltätigkeit zu beenden und die Verbindung zu Bellone dauerhaft zu lösen.8 Wieviel Schaden er damit seinen Genossen in Italien zufügte ist eine offene Frage, ebenso die nach den Motiven Silones, denn nach allem oben geschilderten liegt diese Seite Silones doch offenbar völlig quer zu seinem sonstigen Leben und Wirken. Wollte er damit sich und vielleicht ihm nahestehende Personen vor Verfolgung und Verhaftung schützen? War Bellone für ihn Vaterersatz oder pflegten beide gar ein erotisches Verhältnis?9 Wurde er erpresst oder hatte Silone schon früh Zweifel am politischen Kurs der KP und hielt sich eine Hintertür in die Legalität offen? In diesen Fragen besteht bislang kein Konsens, und wir werden sie hier nicht klären können. Unwahrscheinlich indes erscheint der Vorwurf, Silone sei von Anfang an ein faschistischer Spion gewesen: „Die politisch-intellektuelle Entwicklung und der Lebensweg des Schriftstellers zeigen doch“, schreibt seine Biographin Dagmar Ploetz, „eine solche Konsequenz, dass die Annahme, er sei von früh an nur ein Agent gewesen, keinen Sinn ergibt.“10 Vielleicht war er, wie Dario Biocca vermutet, beides: „[E]in authentischer Kommunist und ein überzeugter Informant“, eine „Persönlichkeit, die auf rätselhafte Weise mit mehr als einem Wertsystem operierte.“11 Wir können hier wenig mehr tun, als diese dunkle Seite Silones zur Kenntnis zu nehmen. Sie sollte uns aber auch nicht mehr als nötig irritieren, denn für die Frage nach der Bedeutung des Zitats spielt sie nur eine randständige Rolle. Der Silone, den Bondy in Genf trifft, ist kein Polizeispitzel mehr, steht aber noch immer im Kampf gegen den Faschismus, ja spielt darin eine durchaus bedeutende Rolle.

In den Jahren vor seiner Rückkehr nach Italien organisiert Silone, obgleich er der Partei zu diesem Zeitpunkt nicht angehört, als Leiter des Auslandsbüros der italienischen Sozialisten die Untergrundarbeit des antifaschistischen Widerstands und entwickelt das Konzept des terzo fronte – eine dritte, unabhängig von den Kriegsparteien operierende antifaschistische Front, die durch individuelle Akte des Widerstands – Boykott, Sabotage – eine größere Bewegung in Gang bringen soll. Obwohl er hierzu in engem Kontakt zum US-Geheimdienst steht, wird er in der Schweiz wegen „kommunistischer und anarchistischer Aktivitäten“12 verhaftet, entgeht jedoch wegen seines schlechten Gesundheitszustands einem Gefängnisaufenthalt.

Mit Bitte um Distanzierung.

Als Silone schließlich nach Italien zurückkehrt ist Paris befreit, die Rote Armee zur Ostsee vorgestoßen und Mussolini „beherrscht“ vom Gardasee aus einen norditalienischen Marionettenstaat. Der Sieg über den Nationalsozialismus ist abzusehen, der Krieg sollte jedoch noch mehr als ein halbes Jahr dauern. Im postfaschistischen Italien stellt sich die Frage, wie mit den besiegten Faschisten umgegangen werden soll, und Silone folgt der Linie der sozialistischen Partei, der er sich für einige Jahre wieder anschließt, das heißt der Politik Pietro Nennis und Palmiro Togliattis, die „am nachdrücklichsten für eine radikale Austilgung des Faschismus“13 eintreten. Als Silone Nenni, zu diesem Zeitpunkt noch einer der schärfsten Vertreter eines unversöhnlichen Antifaschismus, nur Tage nach seiner Rückkehr in Rom trifft, erklärt er sich diesem gegenüber mit der Linie der Partei einverstanden. Und als Nenni ab Herbst 1945 das Ende der Säuberungen einleitete und mit einem „großzügigen Amnestiegesetz […] zahlreichen belasteten Faschisten die Rückkehr in ein bürgerliches Leben“14 erlaubte folgt ihm Silone ebenfalls. Damit entfernt er sich nicht von einer antifaschistischen Grundhaltung – diese ist ihm „selbstverständliche Folge“ des Sozialismus,15 auch wenn er in der Avanti!, dem Parteiorgan der Sozialistischen Partei Italiens (PSI) dazu aufruft, den Antifaschismus der Kriegsjahre zu überwinden. Der Sozialismus, so Silone, erschöpft sich nicht im Antifaschismus, er geht über ihn hinaus, ist älter, dauerhafter, präziser, breiter, profunder.16 Natürlich ist das Spin, natürlich ist das Subordination unter die Parteilinie, zum Teil wohl auch Kapitulation vor den Problemen, auf die die Säuberung bald stoßen sollte, und die die Unversöhnlichen zunehmend in Konflikt mit Gemäßigten in der eigenen Partei, der teilweise kompromittierten Basis und den bürgerlichen Parteien im staatstragenden Allparteienpakt brachte, der aus der Resistenza hervorgegangen war (die gegen den Faschismus kämpfenden Partisanen der Resistenza verband oft nicht mehr als die Gegnerschaft zum Faschismus, die als Klammer um ein breites politisches Spektrum von Monarchisten, Christdemokraten, Liberale, Katholiken, Sozialisten, Kommunisten, Anarchisten und „autonomen“ Partisanen – zumeist ehemalige Soldaten, die keiner politischen Richtung zugerechnet werden können – fungierte). Und vielleicht, aber das muss Spekulation bleiben, ist der ehemalige Polizeispitzel auch ein wenig erleichtert über das Ende der Säuberungen.

Es dürfte nach allem gesagten klar geworden sein: Leichtfertig mit dem Begriff „Faschismus“ zu hantieren kann Silone, der sich Zeit seines Lebens mit verschiedenen Formen der Unterdrückung und Ausbeutung konfrontiert sah und diese konfrontierte, dessen Biographie, politisches Handeln und literarisches Werk von der Auseinandersetzung mit dem Faschismus durchzogen ist, vorerst nicht unterstellt werden, warnt er doch selbst vor einer allzu achtlosen Verwendung:

Die Agitation“, schreibt er, „braucht, ihrem Wesen nach, vereinfachende Begriffe. Aber solche Begriffe verfallen jeweilen sehr bald der Abstumpfung. […] Gewiß, die Bedeutung der Worte ist immer Konvention, und wie man vereinbaren könnte, alle Obstbäume Kirschbäume zu nennen, ebenso leicht könnte man alle politischen Formen der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft Fascismus nennen […]. Aber selbst die faulsten und der Analyse feindlichsten Geister werden leicht begreifen, daß eine solche Sprachverwirrung in geradester Linie zu einer Sinnverwirrung führen muß […].17

Der Bruch mit Moskau

Wenn Silone also den Keim eines neuen Faschismus fürchtet, noch bevor der Krieg gegen den gegenwärtigen zu Ende gekämpft ist, dann liegt dem nicht ein vages Gefühl oder eine flüchtige Idee zugrunde, sondern der wohl fundamentalste Bruch in seiner Lebensgeschichte: Der Ausschluss aus der Kommunistischen Internationalen. In Biographien und Selbstzeugnissen Silones ist es vor allem ein Schlüsselerlebnis, aus dem sich die Bruchlinie entwickelt: Die Reise nach Moskau, die er als Vertreter der kommunistischen Inlandsfront zusammen mit Togliatti als Vorsitzendem der KPI 1927 unternahm. Er selbst schildert die Szene in Moskau ausführlich in seinem 1967 erschienenen Sammelband Notausgang: In einer Sitzung des Seniorenkonvents, der die Plenarsitzung vorbereiten sollte, wurden die versammelten Delegierten aufgefordert, einer Resolution gegen Trotzki zuzustimmen, in der dieser für ein Schreiben verurteilt werden sollte, dass er an das Politbüro der KPdSU gerichtet hatte. Silone, dem das Schreiben, für dass er Trotzki verurteilen sollte, gänzlich unbekannt war, bat um eine Erklärung. Thälmann, der die deutsche Delegation leitete und den Vorsitz inne hatte, gab zu, das Dokument auch nicht zu kennen, ebenso die anderen Delegationen mit Ausnahme der russischen, sah darin aber keinen Grund, der Resolution nicht zuzustimmen. Als sich Togliatti und Silone weigerten, ihre Zustimmung zu geben, kam es zum Eklat und wüsten Beschimpfungen. Noch am selben Abend erhielten sie in ihrem Hotel Besuch von Wasil Kolaroff von der bulgarischen Delegation, der ihnen im Auftrag Stalins die Lage zu erläutern hatte, die ihre Zustimmung notwendig machte. Kolaroff redete nicht lange um den heißen Brei, was in dem Dokument stehe, für das Trotzki verurteilt werden sollte, sei völlig unerheblich. Es tobe ein Machtkampf zwischen unversöhnlichen Parteien in der russischen Führung, und es sei lediglich von Bedeutung, sich auf die Seite der Sieger zu stellen – Stalins Seite.

Er goß Tee ein“, schildert Silone die Szene, „und sah uns an, wie etwa ein Lehrer zwei unartige Schüler ansehen könnte.
»Habe ich mich klar ausgedrückt?« fragte er, zu mir gewandt.
»Gewiß«, antwortete ich, »sehr klar.«
»Habe ich dich überzeugt?« fragte er.
»Nein«, antwortete ich.
»Warum denn nicht?« wollte er wissen.
»Ich müßte dir erklären«, sagte ich, »warum ich gegen den Faschismus bin.«“18

Es kam zu keiner Entscheidung über die Resolution, „aber nachdem die ausländischen Mitglieder des Zentralkomitees wieder abgereist waren, erfuhren sie aus der russischen Presse, daß jenes Dokument als »einstimmig angenommen« galt.“19

Gleich drei Feindbilder auf einmal.

Von diesem Ereignis bis zum endgültigen Bruch mit der Komintern sollten noch vier weitere Jahre vergehen, in denen sich Silone noch tiefer in die Machtkämpfe zwischen Stalin und Trotzki verstrickt, ohne je für eine Seite Partei zu ergreifen. Die Veröffentlichung von Auszügen persönlicher Briefe an einen aus der Partei ausgeschlossenen Freund, die dieser an das trotzkistische Lager weitergeleitet hatte, brachten Silone schließlich endgültig in Verruf. An der Tuberkulose erkrankt, von allen politischen Ämtern freigestellt und von ehemaligen Freunden und Genossen verleumdet, entschied sich Silone schließlich, das Lavieren, Taktieren und ja, auch das wiederholte Einlenken und sich Unterwerfen aufzugeben:

Ich hätte mich verteidigen können. Ich hätte beweisen können, daß ich nicht der trotzkistischen Fraktion angehörte. […] Ich hätte es gekonnt, aber ich wollte es nicht. Plötzlich wurde mir klar, daß jede Art von Kompromiß, Aufschub, Taktik oder List sinnlos war. Nach einem Monat, nach zwei Jahren hätte alles von neuem begonnen. Es war besser, ein für allemal Schluß zu machen. Ich durfte mir diese Gelegenheit, diesen »Notausgang« nicht entgehen lassen. Es war zu Ende. Gott sei Dank.“20

Für Silone persönlich mag das einer der schmerzlichsten Momente seines Lebens gewesen sein. In einer Rede, die Silone 1942 in Zürich vor anderen „Ehemaligen“ hält, gibt er zu, „den Akt der Befreiung, auf den wir heute stolz sind, mehr oder weniger widerwillig in einem Zustand der Verwirrung vollzogen“ zu haben. Der ehemalige Kommunist, heißt es dort, „befindet sich […] in einem traumatischen Zustand, der an den eines ehemaligen Mönchs erinnert.“21

Mussolini und Stalin

In Die Kunst der Diktatur charakterisiert Silone den faschistischen Führer als einen, der die Macht um ihrer selbst Willen anstrebt – nicht um Ideen, Prinzipien oder Programme umzusetzen – und der sich darum wenig um die Wahrheit, um Aufrichtigkeit oder Redlichkeit schert. Dies macht seine besondere Gefährlichkeit aus, dass er an diesen Stellen nicht zu fassen ist. Der faschistische Führer trägt beständig eine Maske – jedoch nicht, um seine wahre Natur zu verdecken. Er ist diese Maske, solange sie ihm die Wege zur Macht eröffnet, und er legt sie ab, wann immer sie hinderlich wird. Der faschistische Führer ist ein Zyniker und ein Opportunist, er fühlt sich nicht gebunden durch die eigenen Programme, gegebene Versprechen und geschlossene Verträge.22 Mussolini, so schreibt Silone in Der Fascismus, war einer „der emporstieg, indem er seine Freunde verriet“:

1914 verriet er die Sozialistische Partei und wurde »Interventionist« der Linken; 1919 verriet er die »Interventionisten« der Linken und wurde Expansionist; 1920 verriet er die Expansionisten (d‘Annunzio) und wurde Agrarier; 1921 verriet er die Agrarier und unterschrieb einen Friedenspakt mit den Sozialisten; darauf verriet er den Pakt und kehrte zu den Agrariern zurück; 1922 schloß er als Republikaner ein Abkommen mit der Monarchie, als Antiklerikaler ein solches mit den Katholiken; 1923 verwirklichte er, der durch die Kleinbourgeoisie mit einem kleinbürgerlichen Programm zur Macht gehoben wurde, ein Programm, das jenem vollkommen entgegengesetzt war. […] Ein jedes Mal, wenn wir Gelegenheit hatten, Mussolini zu erwähnen, so geschah es, um darauf hinzuweisen, daß der Fascismus bei jeder Wendung, die seine Entwicklung nahm, eine Richtung einschlug, die der von ihm ursprünglich ins Auge gefassten diametral entgegengesetzt war. Es war dies seine grundlegende politische Qualität.“23

Der Faschismus selbst wiederum ist, folgen wir Silone, ideologisch amorph: „[D]as Studium der fascistischen Ideologie vermag das Wesen des Fascismus nicht zu offenbaren. Die fascistische Ideologie erklärt nichts, sie selbst bedarf einer Erklärung.“24 Er verfügt, wie Umberto Eco es später ausdrücken sollte, “über keinerlei Quintessenz. Der Faschismus war ein verschwommener Totalitarismus, eine Collage aus verschiedenen philosophischen und politischen Gedanken, ein Bienenkorb an Widersprüchen.“25 Und gerade weil er im Innersten, da wo andere Ideologien eine (bisweilen auch nur profane) zentrale Idee haben, um die sie aufgebaut sind, gewissermaßen hohl ist, bedarf er eines Mythos, der seine inneren Widersprüche überdeckt, die „materielle und soziale Bedingtheit seiner Handlungsweise zu verschleiern und unkenntlich zu machen“ erlaubt. Und mehr noch: „In Wirklichkeit“, lässt Silone seinen alter Ego Tommaso den Zyniker in Die Kunst der Diktatur sagen, „bedeutet der Faschismus den Versuch, eine indiskutable soziale Ordnung zu schaffen“.26 Die Widersprüche und Konflikte komplexer Industriegesellschaften löst er nicht, er überdeckt sie durch Mystifizierung,27 durch die Behauptung einer vorgeblich ewigen, vorzeitigen, überlieferten, harmonischen Ordnung (der Nation, der römischen Tradition, der Rasse, der judeo-christlichen Wertegemeinschaft usw.), die einst intakt war, nun aber durch das Treiben innerer und äußerer Feinde gestört ist. Es ist die historische Mission des Faschismus, diese verlorene Ordnung mit der modernen Industriegesellschaft zu versöhnen.

Der Faschismus trat nicht mit einem neuen Programm gegen die bereits bestehenden Programme auf – er hat die Programme der Gegner nicht einmal kritisiert; er entstand unabhängig von jeder Diskussion, indem er einfach leugnete, daß die Gesellschaft ein Problem ist, über das man diskutieren darf.“28

Die Nation, das Volk, seine Beziehung zum Führer, die Hierarchie und innere Ordnung des Staates – sie alle bedürfen nicht länger der Erklärung und Rechtfertigung, denn sie wurzeln alle im selben mythischen Urgrund, in dem das Soziale vollständig naturalisiert, schicksalhaft, gottgegeben ist, in dem der Einzelne sich der Gesellschaft bruchlos einfügt, jeder an seinem Platz steht. Diese Ordnung in Frage zu stellen bedeutet bereits, sie zu zerstören. Die Intellektfeindlichkeit und der Antipluralismus der faschistischen Bewegungen legen davon beredtes Zeugnis ab. „Der Fascismus kann mit seinen Gegnern nicht diskutieren, doch kann er sie vermummen, deportieren, verhaften und töten.“29 Er kennt keine Kritiker, nur Feinde, der Kritiker gibt sich mit seinem „»zersetzende[n]« Vernunft“30 selbst als Feind der mythischen Einheit von Nation, Staat und Führer zu erkennen, und er muss ausgemerzt werden, um die Krise, deren Ursache und Symptom er ist, zu überwinden.

Then / Now

Es scheinen vor allem diese Züge zu sein, die Silone im, wie er es nennt, „stalinschen Absurdismus“, wiedererkennt: Den Opportunismus und Zynismus der Führer, die Verschleierung der Widersprüche im Mythos der neuen Ordnung, die Verunmöglichung der Kritik durch die Ausmerzung der Kritiker. In Silones Selbstzeugnissen finden sich zahlreiche Beispiele für die Parallelen, die er zwischen dem italienischen Faschismus und dem Stalinismus zieht; Seine Anekdoten aus Russland, die wir oben auszugsweise wiedergegeben haben, zeichnen das Bild machtgieriger und zynischer Funktionäre, von Intrigen, Verleumdungen, offensichtlichen Lügen und Diffamierungen. Und es ist nicht nur Stalin selbst und die Spitzen der russischen KP, die er als skrupellose Machtmenschen zeichnet. So nennt er zum Beispiel Jaques Doriot, den er 1921 als „bescheidene[n], begeisterungsfähige[n] junge[n] Arbeiter voll guten Willens“ kennenlernt, und der wegen seiner „Lenkbarkeit und seiner gutmütigen Art“ als Funktionär einigen Erfolg hatte: „Von Jahr zu Jahr wurde er mehr zu einer Autorität […], und von Jahr zu Jahr fand ich, daß er sich zu seinem Nachteil veränderte, immer zynischer, skrupelloser und in seinen politischen Ansichten über Menschen und Staat immer »faschistischer« wurde.“31 (Tatsächlich gründete Doriot zwei Jahre nach seinem Ausschluss aus der französischen KP die rechtsextreme Parti populaire française, die für Frankreich ein politisches System nach dem Vorbild des faschistischen Italiens und NS-Deutschlands erstrebte, kollaborierte ab 1940 mit der deutschen Besatzung in Frankreich und beteiligte sich 1941 in einer von ihm mit geschaffenen Freiwilligenlegion französischer Faschisten am Einmarsch Nazideutschlands in die Sowjetunion.) Und: Durch die stark zentralisierte Struktur der Internationale strahlten die internen Machtkämpfe der russischen Führung unmittelbar auf die kommunistischen Parteien Europas aus, die unter ihrem Einfluss standen. Angesichts dessen erschien Silone daher Marx Diktum vom allmählichen Absterben des Staates in der sozialistischen Gesellschaft als „eine fromme Illusion“,32 stattdessen zeigte sich eine zunehmende Zentralisierung und Potenzierung von Macht, die die Gewaltmittel des sowjetischen Staates und die Hierarchie der Internationale zur Beförderung der (Privat-)Interessen und zum Machterhalt des inneren Parteiapparats der KPdSU verfügbar machte.

Nach Lenins Tod erwies es sich, daß der Sowjetstaat dem Schicksal nicht entgehen würde, das offenbar jeder Diktatur beschieden ist: der schrittweisen Einengung des Personenkreises, der die politische Macht ausübt oder zumindest kontrolliert. Die Russischen Kommunistische Partei […] geriet nun selbst in einen Ausnahmezustand: der politische Wille ihrer Mitglieder wurde immer mehr durch den des Apparates ersetzt. Von diesem Augenblick an mußte jede Meinungsverschiedenheit innerhalb der führenden Gruppe mit der physischen Vernichtung der Minderheit durch den Staat enden.“33

Diese „physische Vernichtung der Minderheit durch den Staat“, die Schauprozesse und Morde an politischen Gegnern dienen aber nicht nur dem Kampf um die Führungsspitze innerhalb des Parteiapparats, sondern auch der Verschleierung der, wie Silone sich ausdrückt, „Verschärfung der inneren Gegensätze in der Sowjetunion“,34 ein Prozess, in dem der Marxismus zur „Ideologie des Proletariats“ erhoben und jegliche Kritik als Versuch faschistischer Infiltration gedeutet wird.

Marx selber“, sagt Silone in einem Interview, dass Bondy 1966 mit ihm führt, „hat den Ausdruck »Ideologie« stets als eine pejorative Bezeichnung verwendet, als Inbegriff eines abstrakten und leeren Denkens. Wenn daher die Marxisten diesen Terminus adoptiert haben, um zusammenfassend ihre Vorstellung von Geschichte, Soziologie und Politik zu umreißen, so machen sie davon unwillentlich den rechten Gebrauch. […] Ich habe kommunistische Führer von hoher Bildung gekannt, die solchen Einwänden niemals irgendwelche Beachtung schenken wollten, weil sie davon ausgingen, daß die von der Partei hochgehaltenen »Wahrheiten« nur Werkzeuge seien, bei denen es allein auf die Wirksamkeit unter den Massen ankomme. Ich sehe keinen wesensmäßigen Unterschied zwischen diesem Gesichtspunkt und dem der faschistischen Führer. Auch er lässt keine Kritik durch den Gegner zu, erlaubt keinerlei Überprüfung dogmatischer Behauptungen und setzt folglich die Diktatur voraus.“35

Der „rote“ und andere Faschismen

1936 regte die deutschsprachige Moskauer Exilzeitschrift Das Wort einen Briefwechsel zwischen Silone und dem Schriftsteller Ernst Ottwalt über Silones gerade erschienenen Roman Brot und Wein an. Silone ging zunächst darauf ein, lies die ganze Sache dann jedoch platzen und schrieb stattdessen einen öffentlichen Brief nach Moskau, der in der Baseler Arbeiter-Zeitung abgedruckt wurde. Aus „aktuellem Anlass“ – gemeint sind die Anfänge der „Großen Säuberung“, der in den Folgejahren Millionen zum Opfer fallen sollten, darunter zahlreiche prominente Bolschewisten und noch im selben Jahr Ernst Ottwalt selbst – könne er nicht mehr erlauben, schreibt er, dass sein Name in Das Wort erscheine.

Ein Ei wird geschmissen, Demokratie in Gefahr!

Dieser für einen Schriftsteller recht knappe Brief stellt in gedrängter Form die vielleicht schärfste Verurteilung der sowjetischen Verbrechen dar, die von Silone überliefert ist. Der Ton ist wütend, empört, Silone hält sich nicht groß mit Differenzierungen auf. Die Prozesse gegen Sinovjew, Kamenew, Bucharin, Radek und andere „alten Bolschewistenkämpfer“ – für die Silone nach eigener Aussage keinerlei Sympathien hegte – bezeichnet er als „Kollektivmord […], der an allen jenen verübt wird, die mit der herrschenden politischen Linie nicht einig gehen“, und vergleicht sie direkt mit den faschistischen Gerichten, „Vernichtungsmaschinen […], mit denen man die politischen Gegner ausrottet.“36 Hier wie dort ist die Regierung „zu schwach und zu feige, um mit ihnen eine ehrliche Aussprache und einen ehrlichen Kampf über die grundlegenden Fragen des Landes aufzunehmen“,37 und versucht stattdessen, ihre Kritiker nicht nur physisch auszulöschen, sondern sie durch falsche Anschuldigungen, gefälschte Beweise und erpresste Geständnisse auch über den Tod hinaus zu diskreditieren und unglaubwürdig zu machen. Silone geißelt die Instrumentalisierung des Antifaschismus in diesen Prozessen, in denen die Angeklagten und jene, die für sie das Wort ergreifen, verdächtigt werden, Agenten der Gestapo und heimliche Faschisten zu sein. Der Redaktion und den Autoren der Zeitschrift, an die sein Brief gerichtet ist, wirft er vor, diese Morde zu leugnen, sich an den Diffamierungen zu beteiligen und einen „juristischen Kretinismus“ zu praktizieren, der die geschriebene Verfassung der Sowjetunion mit den wahren, monströsen Verhältnissen verwechselt und darüber in „Verzückung“ gerät. Für Silone stellt dieser Brief „ein[en] notwendige[n] Akt antifascistischer Folgerichtigkeit dar. Würde ich jetzt schweigen, so hätte ich nicht mehr den Mut, eine einzige Zeile gegen die fascistischen Diktaturen zu schreiben,“38 und er beschließt ihn wie folgt:

Ich bin in der Tat überzeugt […], daß wir nicht so sehr und jedenfalls nicht in der Hauptsache materieller Mittel bedürfen (weder Waffen noch große bürokratische Apparate), um gegen den Fascismus gewappnet zu sein. Was wir vor allem brauchen, ist eine andere Art, das Leben und die Menschen zu betrachten. Ohne diese »andere Art das Leben und die Menschen zu betrachten«, würden wir selber Fascisten werden, meine lieben Freunde, nämlich: rote Fascisten! Nun, was ich Ihnen ausdrücklich erklären mußte, ist, daß ich mich weigere, ein Fascist zu werden, und wenn es auch ein roter Fascist wäre.“39

Es ist dieser „rote Faschismus“ ist, vor dem Silone Bondy 1944 in Genf warnt. Dass Bondy diese Warnung in der Nachsicht prophetisch erscheinen musste, kann uns nun auch nicht mehr verwundern, sollte doch der Bondy von 1988 dem Silone von 1944 das Wissen um den Ungarischen Volksaufstand, den Prager Frühling und den 17. Juni 1953 voraus haben, um die Toten am „Antifaschistischen Schutzwall“ und die vielen Millionen, die in den Gulags, bei Aufständen, „Säuberungen“ und Protesten ermordet wurden – und die oft genug als Agenten der „imperialistischen“ und „faschistischen Westmächte“ diffamiert wurden.

Un fasciste!

Wie nützlich diese Gleichsetzung von Stalinismus und Faschismus für das Verständnis beider Phänomene ist, ist eine andere Frage, die wir uns definitiv stellen sollten, auch wenn wir hier nicht dem Anspruch auf umfassende Bearbeitung entsprechen können. Die Parallele, die Silone zieht, ist, beschränken wir uns auf die genannten Aspekte, sicher nicht völlig substanzlos. Sie widerspricht aber dem Silone, der in Der Fascismus selbigem mit den Mitteln des dialektischen Materialismus zu Leibe rückt, und der dazu auffordert, den Faschismus aus seiner Genese heraus zu verstehen. „Nur mit großem Widerwillen und viel Vorsicht gehe ich jetzt, nach der historischen Exposition, daran, verallgemeinernde Schlußfolgerungen über den Fascismus zu formulieren“ heißt es dort auf der 273ten von insgesamt 285 Seiten. Diese verallgemeinernden Schlussfolgerungen bleiben, verglichen mit der minutiösen historischen Darstellung und Analyse, notgedrungen unbefriedigend. Für Silone ist der Faschismus eine Form reaktionärer Politik, die einen spezifischen historischen Ort hat. Er tritt auf in und als Reaktion auf eine tiefe soziale, ökonomische und kulturelle Krise in modernen kapitalistischen Industriegesellschaften mit geeigneten Klassenkonstellationen, einer politisch unreifen oder geschwächten Arbeiterbewegung und zur Lösung der Krise unfähigem politischem Establishment.40 Er hat dabei spezifische Eigenschaften – den Mythos der Nation, ein instrumentelles Verhältnis des Führers zur Wahrheit, die Massenorganisation und den Straßenterror der Schwarzhemden, das Kleinbürgertum als Klassenbasis und seine Unterdrückung als Ergebnis einer Allianz mit der Hochfinanz, der staatlichen Exekutive und dem alten Konservatismus, das vermeintliche Erbe des römischen Imperiums, den Antiliberalismus und Antikommunismus, den Korporativismus, die juristische Doktrin Alfredo Roccos (über die zu berichten wir hoffentlich bald einmal die Gelegenheit haben werden) etc – ist aber doch so amorph, oder vielleicht besser polymorph, dass sich sein Wesen je nach Perspektive und Zeitpunkt der Betrachtung anders darstellen muss, ja sogar zu sich selbst im Widerspruch zu stehen vermag,41 ohne dass diese Widersprüchlichkeit dem Erfolg des Faschismus abträglich wäre. Tatsächlich kommt Silones Beschreibung des italienischen Faschismus in dieser Hinsicht dem Problem sehr nahe, dass Umberto Eco in seiner Vorlesung zum „Urfaschismus“ aufwirft, aus der wir oben bereits zitiert haben. Wenn schon der italienische Faschismus nur schwer an der Wurzel zu fassen ist, wie groß werden unsere Probleme dann erst, wenn wir den Blick über Italien hinaus ausdehnen? Wie können wir dann noch zu einer klaren Bestimmung dessen kommen, was wir als „Faschismus“ zu bezeichnen pflegen – sollten wir nicht besser von „Faschismen“ in der Mehrzahl sprechen? Und was ist diesen verschiedenen Faschismen gemeinsam, dass uns einen gemeinsamen Oberbegriff gestattet? Eco greift dabei auf Wittgensteins sprachphilosophisches Konzept der „Familienähnlichkeit“ zurück und schlägt eine Liste von typischen Merkmalen eines „Urfaschismus oder ewigen Faschismus“42 vor, die als „Kristallisationspunkt“ realer, historischer wie zeitgenössischer, Faschismen dienten und dienen können. So entstünde eine Familie von Phänomenen, die zusammen den Namen „Faschismus“ trügen, die aber nicht alle die gleichen Eigenschaften aufweisen müssten, ja deren Eigenschaften sich sogar widersprechen könnten. Selbst wenn zwei Phänomene keinerlei gemeinsame Merkmale hätten, so bliebe doch „aufgrund der kontinuierlichen Reihung abnehmender Ähnlichkeiten […] durch eine Art illusorischer Transitivität eine Familienähnlichkeit […] erhalten. Der Faschismus lasse sich als Bezeichnung für die unterschiedlichsten Zwecke verwenden, weil ein faschistisches Regime auch dann noch als faschistisch kenntlich bleibt, wenn man ihm ein oder mehrere Merkmale nimmt.“43 Der Faschismusbegriff, den wir so gewinnen, ist notgedrungen weich und verschwommen, und viel hängt dann davon ab, ob ein Phänomen noch genug Gemeinsamkeiten mit zumindest einem Teil der historischen Faschismen aufweist, um es mit dem Begriff „Faschismus“ bezeichnen zu können. Die Grenzziehung ist dann nicht mehr klar aus einer festen Definition des Begriffs ableitbar, sondern wird problematisch und bedarf der Begründung – wir bleiben stets mit einem „Graubereich“ konfrontiert, in dem die Zuordnung umstritten, und dieser Streit eventuell nicht lösbar sein wird. Eine Frage, die uns dann vielleicht helfen kann, ist die folgende: Was trägt die Bezeichnung „Faschismus“ zum Verständnis eines Phänomens bei? Oder, ausführlicher: Erlaubt uns der Blickwinkel, den wir einnehmen, wenn wir ein Phänomen als „Faschismus“ bezeichnen, einen besseren Zugang und Umgang mit diesem Phänomen, oder verstellen wir uns den Blick auf seine Eigentümlichkeiten?

Nicht irgendeine AfD-Politikerin, nein, eine hübsche!

Was den Stalinismus betrifft sollten wir nicht davon ausgehen, dass der Faschismusbegriff substantielles zu seinem Verständnis beitragen kann. Auch wenn wir Silone in den Ähnlichkeiten, die dieser zwischen den beiden Regimen aufzeigt, zu folgen bereit sind, scheint uns doch wesentlich besser gedient, wenn wir den Stalinismus als eigenständiges Phänomen auffassen, mit eigentümlichen historischen Voraussetzungen, einer ihm eigenen Morphogenese und eigenen Funktionsmerkmalen, einer eigenen Veridiktion (die Auslegung des Marxismus-Leninismus durch Stalin44) etc. Und auch zum Verständnis des Faschismus scheint uns eine Ausdehnung des Begriffs auf den Stalinismus wenig hilfreich zu sein. Wir müssen Silone zugestehen, dass er von der tatsächlichen Gleichsetzung der beiden meist noch einen Konjunktiv entfernt bleibt – wenn der Faschismus wiederkehrt, wir wären rote Faschisten, usw. –, nichtsdestotrotz wäre es, aus analytischer wie politischer Sicht, besser gewesen, Silone hätte seine eigene Warnung beherzigt: „Die Agitation braucht, ihrem Wesen nach, vereinfachende Begriffe. Aber solche Begriffe verfallen jeweilen sehr bald der Abstumpfung.“45

Antifaschismus als Faschismus – Faschismus als Antifaschismus

InterNationalSozialistischer Totalitarismus

Was aber machen wir jetzt mit diesem sperrigen Silonezitat? „Faschismus“, so viel ist klar, bleibt ein Kampfbegriff. Die unglaubliche Gräuel, die mit ihm assoziiert ist, sorgt dafür, dass sich seit 1945 niemand mehr in einem öffentlichen Diskurs affirmativ auf ihn beziehen kann. Das hat freilich nicht dazu geführt, dass das Phänomen verschwunden wäre. Die Faschisten unserer Tage haben darum Strategien entwickelt, die es ihnen erlauben, sich in der Öffentlichkeit zu positionieren, ohne sogleich als das entdeckt zu werden, was sie in der Tat sind. Durch Umdeutungen von Begriffen, Verschleierung und Provokationen gelingt es ihnen dabei zunehmend, bisher Unsagbares zu normalisieren. Diese Umdeutungen und Begriffsverschiebungen betreffen gerade auch den Faschismusbegriff selbst, der vor allem dann Anwendung findet, wenn Neofaschisten die gleichberechtigte Teilhabe am öffentlichen Diskurs verweigert wird. Dieser, mit welchen Mitteln auch immer, vorgenommene Ausschluss offenbart eine notorische Schwachstelle sich als „offen“ verstehender Gesellschaften, an der der Versuch, sie zu verteidigen selbst zum vermeintlich „faschistischen Meinungsdiktat“ umgedeutet werden kann. Unter AfD-Anhängern ist es daher heute nicht unüblich, sich als widerständig gegen eine vermeintliche „linke“ Diktatur zu verstehen, deren wenige tatsächliche Konsensmomente bei konsequenter Abstraktion aller Differenzen als eine „Gleichschaltung“ der gesamten politischen Landschaft links der AfD – von der CSU bis zur Antideutschen Linken – erscheint. Es ist daher nur auf den ersten Blick grotesk wenn sich AfD-Personal positiv auf zum Beispiel die Geschwister Scholl (nicht aber Georg Elser) bezieht – auf den zweiten ist auch dies Teil einer – mal bewusst, mal unbewusst, mal subtil und mal unbeholfen angewandten – diskursiven Strategie, mit der neofaschistische Positionen akzeptabel gemacht werden sollen. Uns sollte angesichts dessen daran gelegen sein, auf einem Faschismusbegriff zu beharren, der sich solcher Umdeutungen und Vereinnahmungen verweigert, und auf dieser Basis Faschisten – und nur diese! – klar als solche zu benennen. Wenn wir das Silonezitat aus seinem historischen Kontext lösen und für die Gegenwart fruchtbar machen wollen, dann wäre dies eine Lesart, die sich anböte.


“Wenn der Faschismus wiederkehrt, wird er nicht sagen: »Ich bin der Faschismus«. Nein, er wird sagen: »Ich bin der Antifaschismus«.” In der Tat, Ignazio Silone, in der Tat.
  1. François Bondy, Pfade der Neugier. Porträts (Zürich: Benziger Verlag, 1988), 84.
  2. Stromsau, “Die späte anti-antideutsche Karriere des italienischen CIA-Kommunisten Ignazio Silone,” Spass und Lebensfreude durch Elektrifizierung, abgerufen am 6. Juli 2019, http://stromsau.blogsport.de/2010/07/28/die-spaete-anti-antideutsche-karrie-des-italienischen-cia-kommunisten-ignazio-silone/. Dominik Lagushkin, “Über untergejubelte, aber gern verwendete Zitate,” abgerufen am 6. Juli 2019, https://lagushkin.wordpress.com/2013/06/04/uber-untergejubelte-aber-gern-verwendete-zitate/.
  3. Klaus Harpprecht, “Francois Bondy (XL). Der Vermittler,” Süddeutsche Zeitung, abgerufen am 11. August 2019, https://www.sueddeutsche.de/kultur/francois-bondy-xl-der-vermittler-1.425817.
  4. Peter Hölzle, “François Bondy. »Meine Welt ist eine Welt anderer«,“ Deutschlandfunk, abgerufen am 11. August 2019, https://www.deutschlandfunk.de/francois-bondy-meine-welt-ist-eine-welt-anderer.871.de.html?dram:article_id=306161.
  5. Ignazio Silone, Der Fascismus. Seine Entstehung und seine Entwicklung (Frankfurt a.M.: Neue Kritik, 1984 [Zürich: Europa-Verlag, 1934]), 252. Hervorhebung durch den Autor.
  6. Dagmar Ploetz, Ignazio Silone. Rebell und Romancier. Ein Schriftstellerleben im 20. Jahrhundert (Köln: Kiepenheuer & Witsch, 2000), 47.
  7. Angesichts des Streits, der nach der Veröffentlichung von belastenden Dokumenten durch Dario Biocca und Mauro Canali die italienische Kulturlandschaft tief gespalten hat, ist das wohl eine Untertreibung. Vergl. z.B. Jens Petersen, “Silones Geheimnisse. War der Kommunist ein Informant der faschistischen Polizei?” Frankfurter Allgemeine, abgerufen am 3. August 2019, https://www.faz.net/aktuell/wissen/wissenschaft/rezension-sachbuch-silones-geheimnisse-111018.html.
  8. Petersen zitiert aus einem der Briefe Silones an Bellone: “Weiter in der Zweideutigkeit zu leben war und ist mir unmöglich. Ich muss alles das aus meinem Leben verbannen, was Falschheit, Doppelspiel, Irreführung und Geheimnis ist. …Ich will ein neues Leben auf neuen Grundlagen beginnen, um das Böse, was ich begangen, wieder gutzumachen, um mich zu befreien und zu erlösen.” Zit. Nach Petersen, “Silones Geheimnisse.”
  9. Franz Haas, “Das Doppelleben eines Italieners,” Neue Zürcher Zeitung, abgerufen am 6. Juli 2019, https://www.nzz.ch/articleCXMO1-1.154357. Vergl. auch Peter Kamber, “Die Masken des Ignazio Silone. Zum 100. Geburtstag des italienischen Schriftstellers enthüllen Dokumente seine Tätigkeit als Geheimagent,” Zeit Online, abgerufen am 6. Juli 2019, https://www.zeit.de/2000/18/Die_Masken_des_Ignazio_Silone/komplettansicht.
  10. Ploetz, Ignazio Silone, 46. Ähnlich Adriano Sofri: “Niemand könnte vernünftigerweise behaupten, dass Silone ein in die Reihen der KPI eingeschleuster Agent der Ovra [faschistisische Geheimpolizei, Anm. d. Aut.] war. Nach Aussage dieser Dokumente war Silone ein antifaschistischer und kommunistischer Aktivist, der mit sich die Last eines frühen und finsteren Paktes mit der Polizei herumtrug.” Zit. Nach Petersen, “Silones Geheimnisse.”
  11. Zit. nach Kamber, “Die Masken des Ignazio Silone.” In Brot und Wein findet sich die Figur des Verräters, Luigi Murica. Als mittelloser Student und mitglied einer revolutionären Gruppe wird Murica verhaftet und angeworben. Er versucht zunächst, nur belanglose Informationen preis zu geben, es wird jedoch mehr von ihm verlangt. Angst vor neuerlicher Verhaftung und Angst vor der Entdeckung durch die Genossen quälen ihn. Als seine Geliebte Annina von Polizisten vergewaltigt wird, flieht er zurück in sein Heimatdorf. Später offenbart er sich dem Protagonisten, Pietro Spina, der ihn wieder aufrichtet. Murica fasst neuen Mut, nimmt erneut Kontakt zu Annina auf. Die beiden wollen Heiraten, doch Murica wird verhaftet und im Gefängnis so schwer misshandelt, dass er kurz darauf stirbt. Ignazio Silone, Wein und Brot (Köln: Kiepenheuer & Witsch, 1974).
  12. Ploetz, Ignazio Silone, 108.
  13. Hans Woller, “Die Anfänge der politischen Säuberung in Italien 1943-1945. Eine Analyse des Office of Strategic Services,” Vierteljahreshefte für Zeitgeschichte 38, Nr. 1 (1990): 152.
  14. Ebd.
  15. Ignazio Silone, Notausgang, (Köln: Kiepenheuer & Witsch, 1967), 159.
  16. Ignazio Silone, “Superare l’antifascismo,” Avanti! Quotidiano del Partito Socialista Italiano di unità proletaria 49, Nr. 171 (1945): 1.
  17. Silone, Fascismus, 274f.
  18. Silone, Notausgang, 119.
  19. Bondy, Pfade der Neugier, 76.
  20. Silone, Notausgang, 140.
  21. Ebd., 151.
  22. Ignazio Silone, Die Kunst der Diktatur, (Köln, Berlin: Kiepenheuer & Witsch, 1965), 76, 95, 113f.
  23. Silone, Fascismus, 183ff.
  24. Ebd., 266.
  25. Umberto Eco, “Urfaschismus,” Zeit Online, abgerufen am 3. August 2019, https://www.zeit.de/1995/28/Urfaschismus/komplettansicht.
  26. Silone, Kunst der Diktatur, 108.
  27. Ebd., 98.
  28. Ebd.
  29. Silone, Fascismus, 272.
  30. Silone, Kunst der Diktatur, 110.
  31. Silone, Notausgang, 113.
  32. Ebd, 115.
  33. Ebd, 114f.
  34. Ignazio Silone, “Brief nach Moskau,” Europäische Ideen 34-36 (1977): 238.
  35. François Bondy, “Die Utopie überlebt. Ein Gespräch mit Ignazio Silone,” Der Monat 18, Nr. 217 (1966): 48f.
  36. Silone, “Brief nach Moskau,” 237.
  37. Ebd., 238.
  38. Ebd., 239.
  39. Ebd.
  40. Silone, Fascismus, 273-285.
  41. Ebd., 273f.
  42. Eco, Urfaschismus.
  43. Ebd.
  44. Alexei Yurchak beschreibt die Sowjetunion ideologisch in einer paradoxen Situation, nämlich “the paradox between incommensurable goals and means – achieving complete liberation of social, cultural, and personal life by means of complete party control over social, cultural, and personal life.” Diese Situation wird verdeckt durch einen außerhalb dieses Widerspruchs stehenden “Master”, der über die Wahrheit oder Falschheit ideologischer Aussagen urteilt unter Berufung auf einen ebenfalls externen Kanon, zum dem er exklusiven Zugang besitzt. Für die Sowjetunion der 30er und 40er Jahre erfüllt Stalin diese Funktion in seiner Auslegung des Marxismus-Leninismus. Nach Stalins Tod bleibt diese Position vakant, und die Produktion ideologischer Wahrheiten gerät in einen Zustand strikt formalistischer, selbstreferenzieller Performativität. Vergl. Alexei Yurchak, Everything was forever, until it was no more. The last Soviet generation (Princeton: Princeton University Press, 2005), Insb. 39-47. Das Zitat findet sich auf S. 38.
  45. Silone, Fascismus, 274f.